Ein Kater auf Reisen

GESPRÄCH Die Kinderoper von Siegfried und Klaus-Dieter Köhler

Nicht alle Väter und Söhne arbeiten so gut zusammen wie die Köhlers. Siegfried und Klaus-Dieter Köhler haben aber auch eine gemeinsame Sprache: Die Musik. Und so wurde die neueste familiäre Kooperation der beiden jetzt sogar preisgekrönt: „Kater Murr“, eine Kinderoper mit Musik vom Vater und Libretto vom Sohn.
Der „Memminger Autorenwettbewerb“ des Landestheaters Schwaben, wo Klaus-Dieter Köhler oft inszeniert, hatte in diesem Jahr den Preis für eine Kinderoper ausgelobt. Köhler, dem es – nicht zuletzt als Vater dreier Kinder – ein großes Anliegen ist, Kindern klassische Musik mit Spaß nahezubringen, rief gleich seinen Vater Siegfried Köhler an, ehemals Generalmusikdirektor am Staatstheater Wiesbaden. Der 86-Jährige überlegte nicht lange und sagte zu. Es gab einige Bedingungen in der Ausschreibung: Zwei Frauenrollen sollten besetzt werden, die Instrumentierung aus Klavier und einem weiteren Instrument bestehen – und das Thema hieß „Freundschaft“. Außerdem musste das Stück für eine mobile Aufführung geeignet sein. „Opern sind oft klassischen Stoffen aus der Literatur nachempfunden, man denke zum Beispiel an Verdi, der vieles von Schiller oder Shakespeare vertont hat,“ sagt Köhler Junior. Er stieß auf E.T.A. Hoffmanns „Kater Murr“. Davon blieb die Katerfigur übrig.

ZUGEHÖRT

Dazu hat er eine moderne Hauptfigur geschaffen: Marie, die in einem Internat lebt, und deren Manager-Vater – dessen „Rolle“ das Schlagzeug übernimmt – nie Zeit für sie hat.
„Ich habe mir extra Jugendzeitschriften gekauft, bin in Buchhandlungen gegangen, um herauszufinden, was die Zehn- bis 14-Jährigen heute lesen“, erzählt Köhler. All das hat er in eine sehr kurzweilige Handlung einfließen lassen, die sein Vater mit vielen Anklängen an Opernmotive, Operettenmelodien, Volkslieder vertont hat. Es gibt auch Arien, eine Ouvertüre und Rezitative. „Das hatder Jury gefallen: Dass wir uns wirklich der Operngeschichte annähern wollten, ohne den Spaß fürs junge Publikum zu vernachlässigen“; meint Klaus-Dieter Köhler.
Das ist gelungen: Maries Stofftier, der Kater Murr, wird im Traum lebendig und ersetzt ihr die Reise. Regisseurin The-rese Schmids Inszenierung ist sehr kreativ, mit vielen Koffern, in denen sich die Reise-Requisiten verbergen. Die Uraufführung am 25. April in Memmingen sei ein großer Erfolg gewesen, meint Köhler junior zufrieden: „Auch meinen Kindern hat es gefallen.“ Die beiden Sängerinnen Jessica Wall, eine junge Wiesbadenerin, und Katharina Puchner haben sich den Rollen mit viel Ausdruck gewidmet.
Schon gibt es weitere Vorhaben. Klaus-Dieter Köhler inszeniert auf Burg Lahneck den „Räuber Hotzenplotz“, für den sein Vater einige Lieder beisteuert. Ob „Kater Murr“ auch mal in Wiesbaden zu sehen ist? „Wir wollen das Stück gerne hier und anderswo anbieten, daher ist es ja als mobile Aufführung konzipiert.“

Quellen:
Wiesbadener Tagesblatt, Rhein Main Presse
Bericht: Anja Baumgart-Pietsch
Foto: wita/Paul Müller