In der Ära von Intendant Lukas-Kindermann war Klaus-Dieter Köhler für die Schauspiel-Produktionen verantwortlich. In den vergangenen Jahren hat er sich an vielen Bühnen als Spezialist für Operetten und Boulevard-Stücke etabliert. Für „Der Graf von Luxemburg“ hat ihn Intendant Gerhard Weber nach Trier zurückgeholt.

Trier. Er ist zwar inzwischen 51, aber Klaus-Dieter Köhler, den alle nur KD nennen, sieht immer noch ein bisschen aus wie ein großer Junge. Mit gewohntem Affenzahn wieselt er zwischen Bühne und Regiepult hin und her, sprudelt über vor Ideen, peppt den alten Grafen von Luxemburg auf.

„Ich brauche den Pulverdampf und habe richtig Spaß an der Operette“, sagt Köhler. Das ist eher ungewöhnlich, denn die leichte Muse ist nicht das Lieblingskind der deutschen Theatermacher. „Für Intendanten, Sänger, Regisseure und Kritiker ist sie meistens eher Pflicht als Neigung, aber das Publikum mag sie halt“, analysiert der ehemalige Schauspielchef schmunzelnd. Sein Plädoyer: Das alte Schlachtross Operette „in seiner Lustigkeit ernst nehmen, aber dabei nicht antiquiert vom Blatt spielen“.

Dass es einfach sei, das Leichte auf die Bühne zu bringen, hält er für ein Gerücht. Wer Unterhaltsames in Szene setzt, kann sich nicht hinter Tiefsinn und Bedeutungshuberei verstecken. Es geht um Tempo, Timing, Präzision. Und da hat Köhler einen guten Ruf, was sich auch daran ablesen lässt, dass er bis Ende 2011 ausgebucht ist. Boulevard in Münster, Musical in Dortmund, Revue in Memmingen, Operette in Rostock: Über einen Mangel an Aufträgen konnte und kann er sich nicht beklagen. Und er weiß auch, dass das ein Glück ist, in einer Zeit, in der viele freischaffende Theaterleute von Existenzsorgen geplagt sind.

Ein Hauch von Hollywood

Den „Grafen von Luxemburg“, Lehárs Komödie um List und Liebe, Luxus und Lebenslust, hat Köhler zuletzt für Krefeld und Mönchengladbach erarbeitet. Das in Paris angesiedelte Fin-de-siècle-Bühnenbild hat er mitgebracht, die szenische Umsetzung erarbeitet er mit dem Trierer Ensemble neu. Köhler verspricht „einen Hauch von Hollywood“, und wer den Filmfan kennt, weiß, dass er sich auf originelle Kinozitate freuen darf. Die Hauptrollen spielen Trier-Neuling Joana Caspar und Svetislav Stojanovic, flankiert von den bewährten Evelyn Czesla und Peter Koppelmann, ein Wiedersehen gibt es auch mit Ferry Seidl.

Köhler lobt vor allem die Spielfreude und das gute Sprechen seiner Truppe – nicht zuletzt beim Chor, der diesmal viele Solisten stellt. Und dass er die Rollen alle auch optisch passend besetzen kann. Keine Selbstverständlichkeit beim Ensemble-Theater.

Glücksbringer für die Trierer Eintracht

Nach seiner Trier-Zeit hat sich Köhler in Wiesbaden niedergelassen, wo er mit Frau und drei kleinen Kindern lebt. Vielleicht hat er deshalb ein besonderes Faible für Kinderopern entwickelt. Er war selbst ein Theater-Kind, sein Vater Siegfried Köhler ein legendärer Dirigent an den großen Häusern Europas. Köhler senior, inzwischen 87, komponiert nun die Musik für die Kinderopern des Sohns – eine „späte, aber schöne Allianz“, wie KD Köhler anmerkt. Die gemeinsame Arbeit „Kater Murr“ wurde im vergangenen Jahr preisgekrönt.

Ein Fußball-Narr und Eintracht-Trier-Anhänger ist der Vielbeschäftigte immer noch. Weil die Oberliga-Mannschaft gerade kein passendes Heimspiel hatte, schaute er zumindest mal bei der zweiten Mannschaft vorbei. Als er zuletzt in Trier inszeniert hat, bei „Bettelstudent“ und „Eine Nacht in Venedig“, hatte die Eintracht zeitgleich jeweils eine Siegesserie. Diesmal wieder. Vielleicht sollte man ihn öfter einladen.

Quelle: www.volksfreund.de, 08.11.2010

TV-Foto: Dieter Lintz