geb. 1959 in Köln
lebt als freier Regisseur und Autor in Wiesbaden, 1981 – 1985 Regieassistent am Theater Dortmund (erste Inszenierungen), 1985-1988 Regieassistent am Theater Münster, 1988 -1992freier Regisseur u.a. mit Inszenierungen am Theater Augsburg, Mainfranken Theater Würzburg, Saarländisches Staatstheater Saarbrücken, Theater Hagen, 1992-1995 Musikdramaturg und Hausregisseur am Theater Regensburg, 1995- 2004 Oberspielleiter des Schauspiels (ab 1997) und Stellvertreter des Intendanten Heinz Lukas Kindermann am Theater Trier, seit 2004 Autor zahlreicher Revuen und Kinderopern sowie freier Regisseur mit Inszenierungen u. a. an den Vereinten Bühnen Krefeld / Mönchengladbach, Theater Dortmund, Theater Altenburg / Gera, Theater Trier, Landestheater Schwaben, Theater für Niedersachsen, Kaleidoskop Theater Luxemburg, Dozent an der Wiesbadener Schule für Schauspiel
Mitglied der GDBA seit 1981

Welche Aufführung hat Sie als Theaterbesucher bisher am stärksten beeindruckt?

Gutes Theater erlebe ich an kleineren wie größeren Bühnen oder der freien Szene. Gerade habe ich vom jungen Theater Rüsselsheim eine wirklich gelungene Inszenierung mit Schülern und Profis von „Verrücktes Blut“ gesehen.
Zu meinen herausragendsten Erinnerungen aber zählen Claus Peymanns großartiger „Nathan der Weise“ in Bochum 1985 und eine Inszenierung von „Peer Gynt“ in der Regie von Ingmar Bergmann im Malersaal des Stockholmer Dramaten Theaters in den 90er Jahren. Von den aktuell das Theater bestimmenden Regisseuren gefielen mir in den letzten Jahren besonders Arbeiten von Karin Beyer („Das goldene Vlies“), Andrea Breth (Prinz Friedrich von Homburg) oder Andreas Kriegenburg („3 Schwestern“) und ganz besonders seine Interpretation von Franz Kafkas Roman „Der Prozess“.
Im Musiktheater fallen mir allem voran der Frankfurter „Rosenkavalier“ von Ruth Berghaus oder auch Leander Hausmanns verrückte Münchner „Fledermaus—Inszenierung spontan ein. Oder ganz frisch: Gerade habe
ich eine packende Inszenierung von „Peter Grimes“ am Theater für
Niedersachsen gesehen.

Was reizt Sie an Ihrem Beruf?

Keine leichte Frage – ich denke, am Ende muss ich mich für ein „Alles“ entscheiden. Natürlich hat man als Regisseur die Möglichkeit, mit Menschen für Menschen Geschichten zu erzählen. Und dabei zählt jeder einzelne Punkt dieser Aufzählung besonders. Mit Menschen im Theater gemeinsam zu arbeiten, bedeutet etwas ganz Besonderes. Gemeinsam mit ihnen kreative Prozesse zu befördern und für Menschen etwas zu schaffen, das diese später zu ihrer Freude, oder auch als Anregung, vielleicht sogar als Ärgernis mit ihrem Besuch erst zur Entfaltung bringen, ist ein ganz wesentlicher Aspekt. Und dann ist es natürlich das Geschichtenerzählen überhaupt. Geschichten von Autoren, deren Themen und Inhalte und vor allem wiederum ihre Menschen, die wir dann auf der Bühne mit Menschen zum Leben zu erwecken. Das ist nicht die schlechteste Berufsperspektive und die Arbeit macht auch noch (meist….) großen Spaß!

Warum engagieren Sie sich gewerkschaftlich?

Ich denke, dass innerhalb eines so hierarchisch geführten Gebildes, wie es ein Theater darstellt, oft zu wenig auf die Belange der Mitarbeiter eingegangen wird. Natürlich ist es schwierig und fast unmöglich, sich in allen Bereichen auf demokratische Grundwerte zu besinnen, da im künstlerischen Bereich oftmals nicht per Hände hochheben eine Entscheidung getroffen werden kann. Aber in vielen Fällen wird auf Mitarbeiter, Künstler wie Angestellte und Arbeiter eines Theaters durch einsame autoritäre Entscheidungen von Vorgesetzten Druck ausgeübt, der mit der Freiheit der Kunst nichts zu tun hat. Das ist besonders bedauerlich, da viele Theatermacher sich nach außen oft sehr liberal geben, in der Arbeit sich aber als schlicht diktatorisch erweisen. Dafür ist dann eine gute Gewerkschaft nötig und richtig, um den ein oder anderen Mitarbeiter zu schützen. Ein weiterer Grund ist, dass ich glaube, dass der Ratschlag erfahrener Gewerkschaftsmitglieder gerade für junge Kollegen überaus wichtigst, so wie ich es selbst als junger Regieassistent erleben durfte. In Fragen, was rechtliche oder vertragliche Dinge angeht, waren mir die Obleute der GDBA immer eine große Hilfe und ich wünschte mir, dass wieder vermehrt junge Kollegen sich für eine Mitgliedschaft entscheiden könnten. Dazu ist es allerdings vonnöten, an den Theatern noch größere Präsenz zu zeigen und die Berufsanfänger vom Sinn und Nutzen der GDBA zu überzeugen.

Welches Buch lesen Sie gerade?

Ich lese zur Zeit „Die Analphabetin, die rechnen konnte“ von Jonas Jonas-son. Das ist ein wirklich sehr unterhaltsames Buch, das nach einem langen Probentag genau das Richtige zum Einschlafen ist – und ich meine das wirklich negativ.

Haben Sie musikalische Vorlieben?

Recht populäre, wie ich einräumen möchte. Ich mag Popmusik, auch Mainstream, aber auch Rockmusik und moderne Klassik. Dazu bin ich seit meiner Kindheit ein großer Operettenfan. Wo meine Freunde schon Beatles, die Rolling Stones oder später Pink Floyd oder Jethro Tull hörten, lagen auf meinem Plattenteller Operettenquerschnitte mit Rudolf Schock und Margit Schramm. Mein erster Star war Fritz Wunderlich. Das liegt wahrscheinlich schon in meinen Genen. Meine Mutter war eine gefeierte Soubrette, mein Großvater und Vater (der Dirigent Siegfried Köhler) komponierten durchaus erfolgreiche Operetten und Musicals, die auch gespielt wurden und immer noch werden. Durch meinen Beruf als Regisseur darf ich dieser Vorliebe auch auf der Probe weiter fröhnen wie zurzeit in Hildesheim, wo ich am Theater für Niedersachsen Franz Lehárs Operette „Der Zarewitsch“ inszeniere, dessen Melodien mir nach wie vor unter die Haut oder in die Beine gehen….

Was würden Sie mit einer Lotto-Million machen?

Im Falle des unwahrscheinlichen Falles würde ich einen Teil an eine Schule in Cali in Kolumbien weiterleiten, die im Armenviertel Montebello dort den Straßenkindern eine bessere Zukunft ermöglicht, (www.schulefuersleben.de)
Die Million gäbe mir die Möglichkeit, mit meinem „Kartenhausensemble“ das eine oder andere freie Theater-Projekt zu verwirklichen.
Für einen freischaffenden Künstler wäre die Million eine wunderbare Grundlage, ohne Druck zu arbeiten und dabei seine Familie zu unterstützen.

Mit wem würden Sie gern einen Abend verbringen?

Mit Woody Allen. Ich bin ein großer Freund all seiner Filme, aber ich lese auch seine literarischen Werke immer wieder mit großem Vergnügen. Ich habe selbst zahlreiche Stücke von Woody Allen inszeniert, darunter die deutsche Erstaufführung seines Sketches „Meine Apologie!“ 2000 bei den Trierer Antikenfestspielen.
Übrigens würde ich gerne einmal einen Plauderabend mit der wunderbaren Schauspielerin Kirsten Dene verbringen.

Wem mächten Sie mal richtig die Meinung sagen?

Dem ein oder anderen Stadtrat, der immer noch glaubt, dass Einsparungen im Kulturbereich das beste Mittel sind, um die Stadtkassen der Kommunen auf diese Art wieder flüssig zu kriegen – wie zurzeit mit fatalem Signal in Wuppertal – ohne die langfristigen Folgen zu beachten, die so ein Kahlschlag für die Bewohner ihrer Gemeinden bedeutet.

Quelle: GDBA Heft Mai 2013 Nr. 5