Regisseur Klaus-Dieter Köhler lässt in Trier „Die Fledermaus“ fliegen – Leichte Muse, schweres Handwerk

Trier. Klaus-Dieter Köhler kennt sich aus mit Gegensätzen. Schließlich ist er gleichzeitig Fan von Eintracht Trier und dem 1. FC Saarbrücken. Allzu oft kommt das nicht vor.

Allzu oft kommt es aber auch nicht vor, dass ein Regisseur, der früher das „Käthchen von Heilbronn“, „Maria Stuart“ und Ibsens „Wildente“ inszenierte, sich auf Revuen, Operetten und Boulevardkomödien konzentriert.

Alles eine Sache der Nachfrage. Drama kann jeder, aber gute Komödien-Regisseure sind gefragt. Und, keine Frage: Köhler kann komisch. Und zwar so gut, dass er als freier Künstler völlig ausgebucht ist, Theaterkrise hin oder her. „Wenn man mich einkauft, dann weiß man, was man kriegt“, sagt der 54-Jährige selbstbewusst – aber auch augenzwinkernd.

„Die Fledermaus“ wird seine fünfte große Operettenproduktion als Gast am Augustinerhof. Köhler, den alle nur KD nennen, beherrscht das Handwerk, aus einer staubig wirkenden Textvorlage eine lebendige Komödie zu machen. Das braucht reichlich Tempo, ein raffiniertes Timing – und „genug Vertrauen darauf, dass die Autoren schon wissen, wie das funktioniert“.
Der Trick, so viel verrät der Sohn des Dirigenten Siegfried Köhler, bestehe darin, „dass sich das Publikum nachher gegenseitig mit dem Lachen ansteckt“. Dass es bei den Proben im leeren Theatersaal schon mal bange Momente gibt, wo man nicht sicher ist, ob die Rechnung aufgeht, daran hat er sich gewöhnt. Schließlich komme „irgendwann der Moment, in dem ich weiß, dass es funktioniert“.

Revolutionäre Experimente und neue Sichtweisen sind von Köhler nicht zu erwarten, auch wenn er seine Inszenierungen meist großzügig mit Anspielungen und Zusatzpointen aufpeppt. Johann Strauß\‘ „Fledermaus“, die Operette aller Operetten, sieht er als überdrehte Boulevardkomödie, angesiedelt in einer kleinen Bäderstadt, mit ordentlich Schmiss, manchmal auch bis zur Satire überspitzt. Dafür mit Happy End für die Hauptfiguren, allen wechselseitigen Betrügereien zum Trotz.

Boulevard – das braucht erstklassige Darsteller. Auch die müssen erst mal angesteckt werden von ihrem „lachenden Regisseur“ (Köhler über Köhler). Der setzte dabei mehr auf Intuition als auf kleinformatige Millimeterarbeit. „Ich bin kein Präzisator“, versichert der Wahl-Wiesbadener. Wer Leichtigkeit wolle, müsse den Akteuren schon mal freien Lauf lassen.
Das kann man durchaus riskieren, wenn man so profilierte Gäste hat wie Norbert Schmittberg, der den Eisenstein singt. Sonst ist er meist als Heldentenor an größeren deutschen Häusern unterwegs, aber auch Fledermäuse hat er schon im halben Dutzend gesungen. An seiner Seite singen die operettenbewährten Joana Caspar, Evelyn Czesla und Svetislav Stojanovic. Gespannt sein darf man auf den Prinzen Orlofsky von Kristina Stanek und den Gefängniswärter Frosch von Peter Singer. Die musikalische Leitung hat Victor Puhl.

Extra

1874 uraufgeführt, ist „Die Fledermaus“ von Johann Strauß (Sohn) die berühmteste aller Operetten. Ein halbes Dutzend Evergreens, eine superbe Ouvertüre, dazu jede Menge Irrungen und Wirrungen, die das Publikum amüsieren. Sie gehört zu den meistgespielten Musiktheaterstücken im deutschen Sprachraum. DiL Termine in Trier: 2. (Premiere), 9., 30. November; 6., 11., 17., 21., 27., 31. Dezember; 5., 25. Januar; 9., 14., 23. Februar; 9. März.

Foto: Theater/Marco Piecuch