• Klaus-Dieter Köhler, Theaterregisseur Wiesbaden

Spielwerk -Theater Bamberg,
Alte Seilerei

Komödie von Tony Dunham

10. Februar 2018

 

Zur Wiesbadener Aufführung an den Kammerspielen schrieb die Presse bei der Premiere:

Von Julia Anderton

WIESBADEN Schokolade, Schmonzetten, Schluchzkrämpfe: Oh ja, Frauen leiden bei Liebeskummer heftig. Wer nun jedoch meint, dass Männer ein Beziehungsaus vergleichsweise locker wegstecken, liegt falsch. Denn die Herren setzen auf Verdrängung – und leiden somit länger, wie eine Studie belegt.

Harald ist ein solches Paradeexemplar. Nach sieben eintönigen Ehejahren mit Julia („Wir waren zufrieden miteinander“) ist sie plötzlich weg und Harald wagt sich nach weiteren anderthalb Jahren vergeblicher Hoffnung auf ihre Rückkehr voller Optimismus in den Kontaktanzeigen-Dschungel.

Klassisch mit Schreibmaschine, Foto-Automat-Porträt und Chiffre-Codes, denn die Komödie „Traumfrau verzweifelt gesucht“ von Tony Dunham, die jüngst in den Kammerspielen Wiesbaden Premiere feierte, spielt in den 80er Jahren.

Damals funktionierten die Telefone mit Wahlscheibe, die Rhein-Main-Hallen waren noch nicht abgerissen, doch die Liebes-Wirren waren die gleichen wie heute. So datet der unbedarfte Harald (herrliche Mienenspiele: Klaus Nicola Holderbaum) auf der Suche nach dem ultimativen Julia-Ersatz eine Kandidatin nach der anderen, allesamt bravourös dargestellt von Svenja Kareen Assmann. Als hyperaktive Künstlerin Trish kauderwelscht sie mit amerikanischem Akzent ihre Beziehungsprobleme am Kneipentisch herunter, um in der folgenden Szene als sphärisch-exaltierte Flirt-Ikone Kamilla zu erstrahlen. Als forsche Gabi auf der Suche nach unverfänglicher sexueller Befriedigung überzeugt sie ebenso wie als konträre Blümchenkleid-Trägerin Anja, die für eine erfolgreiche Paarung tief reichende Kenntnisse in Kunst und Literatur voraussetzt.

„Das ist das Problem mit Kontaktanzeigen: Alles ist möglich! Das ist aber auch das Gute daran“, konstatiert Harald, der indes trotz wachsenden Hormonstaus einfach nicht zum Zug kommt und den Damen vor Aufregung lieber auf die Schuhe kübelt, statt ihnen selbige auszuziehen. Dass er schließlich in den Armen seiner besten Freundin Henriette landet (ebenfalls Assmann), ist nur folgerichtig – aber ob‘s hält?

Die kurzweilige Inszenierung von Regisseur Klaus-Dieter Köhler mit Händchen fürs Tempo um Liebe, Lust und Leid macht einfach Spaß, nicht zuletzt aufgrund der schlau platzierten lokalen Anspielungen (so wird für das Date auf dem Luisenplatz authentizitätshalber ein Eimer Müll über die Bühne gekippt). Langer Applaus nach 90 Minuten niveauvollem Lachmuskeltraining.

 

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