18.6.2007

Die Braut, die sich viel traut

Zwischen ihren Ehen allzeit bereit: Julia (Cornelia Kupferschmid) und George (Christian Vitu) bekneten einander.

Münster. Das Stück von Cecil Stevens könnte auch „Der Eheringverleih“ heißen. Wer aktionsgeladene Partnerwechsel mag, ist bei „Heirat oder Scheidung?“ im Boulevard-Theater bestens aufgehoben.

Das blasierte Wohlstandtöchterlein Julia hat ein Leben von erlesener Bedeutungslosigkeit: Golf, Tennis, Massage; schön exaltiert gespielt von Cornelia Kupferschmid. Zufällig gerät sie in die ihr völlig unbekannte Welt des Dachboden-Bilderpinslers George. Über diesen Lebenskünstler freut sich die langbeinige Luxusfrau wie ein Ethnologe bei der Entdeckung eines exotischen Volksstammes. Einigen Szenenapplaus gab es für die Erstkontakte zwischen den Kulturen. Des genervten Georges Hoffnung, dieser Exot möge bald wieder aus seinem Leben verschwinden, wird enttäuscht, als sie einfach bei ihm einzieht. Julia ist wider Erwarten hart im Nehmen: „Siebter Stock ohne Aufzug: Bergtour mit Stöckelschuhen!“

Ansonsten sind Filmklassiker der Klebstoff ihres Lebens: Morgens erst mal wie Audrey Hepburn bei Tiffany‘s, dann beim Einkauf sind „Diamonds“ die „best friends“ des Bond-Girls. Essen angebrannt? Für Julia heißt das ganz klar: „Flammendes Inferno“. Wenn das Gewitter den Tisch wegfegt: „Vom Winde verweht“. Im Hollywood-Takt erfolgen die Hochzeiten der beiden, wobei das Publikum in den Nebensätzen merkt, ob George und Julia im Moment ver- oder entheiratet sind. Und so geht es mit den beiden zur Erheiterung der Zuschauer immer weiter wie beim Boccia – immer so nah wie möglich. Die technischen Tücken der Musik wurden so gut überspielt, dass man Absicht vermuten konnte.

Von Christian Steinhagen