Von Männern und Frauen

Boulevard Münster: „Butterbrot“ amüsiert mit vielen Pointen, hat aber auch leise Töne

Drei Männer auf der Suche nach ihrer persönlichen Freiheit lassen sich auf einer feucht-fröhlichen Geburtstagsfeier gehen und sprechen ungefiltert aus, was sie über Frauen denken. „Butterbrot“ heißt das aktuelle Stück am Boulevard Münster, das am Freitag Premiere feierte. Das Publikum amüsierte sich prächtig und spendete reichlich Applaus.

Stefan, Martin und Peter haben sich gut eingerichtet in ihrer Männer-WG. Sie schauen Fußball, zocken am Computer und frönen ihrer Feierlaune. Alles könnte so schön sein, und doch kommen sie um ein explosives Thema einfach nicht herum: Frauen.

Neu ist das nicht, unzählige Stücke kreisen um den Geschlechlerkampf und seine Tücken, und doch erntete das Ensemble immer wieder kräftige Lacher und Szenenap-piaus. Denn irgendwie, da schienen sich die Zuschauer einig, findet man sich in den Klischees schließlich‘, wieder -und zwar auf beiden Seiren.
Der Katzenjammer ist groß. Kein Wunder, denn obwohl Peter zu seinem Geburtstagsessen mit seiner besseren Hälfte erscheinen wollte, kommt er allein. Daheim hat es gekracht, denn obgleich es ja durchaus in seiner Natur läge, ab und an fremd zu gehen, kann Peter den erotischen E-Mail-Verkehr seiner Gattin mit „Panther007″ nun ganz und gar nicht verdauen.

Einer ist verliebt

Auch Stefan ist enttäuscht, hat er es doch auf eben jene Gattin abgesehen und an diesem Abend extra seine hauswirtschaftlichen Fähigkeiten für ein leicht verdauliches Gericht aktiviert, das die Männer nun ganz ohne weibliche Gesellschaft zu sich nehmen müssen. Einzig Martin schaut mit Sternchen in den Augen in die Zukunft, denn er ist verliebt. Und bei ihm beruht das auf Gegenseitigkeit. „Noch!“, wie seine Mitbewohner betonen.
In dem männertümelnden Stück von Autor Gabriel Barylli mutiert die  angestaute Frust der Herren in der münsterschen Version in eine ganze Salve treffsicherer Pointen – was nicht zuletzt der genauen Regie von Klaus-Dieter Köhler und einer wirklich passgenauen Besetzung zu verdanken ist.

Raue Schale, weicher Kern

Laut und penetrant steigt Roland Heitz mit seinem Peter in die Runde ein und kann gar nicht aufhören, sich aufzuregen: „Seit fünf Jahren bin ich verheiratet und seit fünf Jahren versuche ich mich verständlich zu machen“, sagt der gekränkte Mann. „Frauen tarnen sich mit denkähnlichen Äußerungen, damit wir denken, sie wären Menschen!“ Er ist kaum zu bändigen. Doch gleichzeitig bangt er um seine Ehe und lässt unter der rauen Schale einen weichen Kern erkennen. Mit viel Humor und großem Herzen erspielt sich Heitz sofort die Gunst des Publikums.
Den sensiblen Gegenpol gibt Jörg Nadeschdin als Stefan, der im zweiten Teil des Abends ungewohnt leise Töne auf die Bühne des Boulevards zaubert – selbstverständlich nicht, ohne dabei seinen Weg mit weiteren Pointen zu pflastern. Florian Kaiser überzeugt in der Rolle des Martin als frisch verliebter Architekt und treusorgender Mitbewohner. Das Bühnenbild von Elke Ober ist funktional und hält manch eine technische Raffinesse bereit.
Zwar kann das 80er-Jahre-Stück „Butterbrot“ nicht mit neuen Erkenntnissen aufwarten, aber vielleicht muss es das auch gar nicht. Am Ende kommen die Frauen immerhin doch nicht ganz so schlecht davon, wie es zu Beginn des Abends den Anschein hatte – gemäß dem berühmten Seufzer: Es geht nicht mit ihnen, aber es geht eben auch nicht ohne sie.
Edda Klepp

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