Ein schillerndes Kaleidoskop

Mit viel Schwung und Intelligenz inszenierte Klaus-Dieter Köhler die Lehár-Operette „Der Graf von Luxemburg“. Die Premiere begeisterte das Publikum im Mönchengladbacher Theater.

Auch wenn die Aufführung fast drei Stunden dauerte: Mit der Premiere der Lehár-Operette gelang eine lebendige, kurzweilige, intelligente und musikalisch ansprechende Aufführung. Regisseur Klaus-Dieter Köhler hatte sich für die 1937 erschienene Neufassung der Operette entschieden. Im Vergleich zur Fassung der Wiener Uraufführung 1909 wurden nur wenige Änderungen an Text und Musik vorgenommen. Es drängte sich aber geradezu die Möglichkeit auf, das Bühnengeschehen in die Zeit dieser überarbeiteten Fassung zu verlegen. Köhler schuf zusammen mit Bühnenbildner Wolf Wanninger und Kostümbildnerin Ruth Groß einen hervorragenden Rahmen.

Es geht ausgesprochen quirlig und temperamentvoll zu

Optisch fand die Zeit in einem gut durchdachten Bühnenbild und in insgesamt 140 originellen Kostümen ihren Niederschlag. Mit relativ leicht durchführbaren Umbauten rief Wolf Wanninger die monumentale Architektur der 30er Jahre in Erinnerung. Da sich das Leben zu allen Zeiten auch in vorgefundenen Häusern und Einrichtungen vergangener Epochen abspielt, kam auch der Jugendstil vor, sehr wirkungsvoll beispielsweise im Deckenfenster. In den Kostümen spiegelte sich ein schillerndes Kaleidoskop der Pariser Mode im Jahr der Weltausstellung 1937 ebenso wider wie ein Streifzug durch die Filmklassiker   dieser  Zeit.   Filme  wie „Menschen im Hotel“ oder „Der Tiger von Eschnapur“ dienten als Vorlage. Das Publikum hatte Gefallen an lebenden Kopien von Gustav Gründgens (Mephisto), Lili Palmer, Ingrid Bergmann, Yul Brynner und Greta Garbo. Höchst lebendig geriet die Schilderung der zeitgenössischen Milieus der Pariser Bohéme und der politischen Emigranten aus Nazi-Deutschland, aus dem stalinistischen Russland und den faschistischen Mittelmeerländern Italien und Spanien.

Dass es quirlig und temperamentvoll zuging, ist allen Beteiligten zu verdanken. Die Ballett-Tänzerinnen und -tänzer (Choreographie: Robert North) sorgten mit ausgelassenen Karnevalsszenen und Gesellschaftstänzen für Schwung. Der musikalisch von Heinz Klaus ausgezeichnet einstudierte Chor agierte lebhaft, und alle Gesangssolisten (siehe Info-Kasten) boten nicht nur exzellente stimmliche Leistungen, sondern gewannen das Premierenpublikum auch durch ihr sehr engagiertes Spiel.
Kultiviert gelang die Wiedergabe der eingängigen lyrischen Partien („Bist du’s, lachendes Glück“), spritzig die heiteren („Mädel klein“, „verliebt bis über beide Ohren“). Ebenfalls nichts auszusetzen war an den Leistungen der Niederrheinischen Sinfoniker unter der Leitung von Kenneth Dureya. Begeisterter Szenenapplaus und langer Schlussbeifall zeigten, dass die Inszenierung den Nerv des Publikums getroffen hatte.

 

INFORMATION

DREI PAARE FINDEN SICH

Die Premierenbesetzung

Nach »einigen Verwicklungen finden sich drei Paare: Rene, der Graf von Luxemburg (Hans-Jürgen Schöpflin) und die Opernsängerin Angéle Didier (Isabelle Razawi) finden über die Scheinehe zum Bund fürs Leben.

Der Maler Armand Brissard (Luis Lay) heiratet sein Modell Juliette
Vermont (Jeannette Wernecke). Der russische Großfürst Basil Basilowitsch (Michael Kupfer) ehelicht seine alte Jugendliebe, die als „dea ex machina“ auftauchende Gräfin Stasa Kokozow (Uta Christina Georg).

Von Gert Holtmeyer

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