Junges Ding zieht alle Register

„Achterbahn“ feierte Premiere im Boulevard Münster

Er stellt sich Ihr vor als „Ehemann, der noch im Amt ist“. …Damit ist Pierre so nah an der Wahrheit, wie Juliette es an diesem Abend zu keiner Zeit sein wird. Erst präsentiert sie sich als Studentin, dann als Prostituierte, schließlich als Enthüllungsjournalistin, während seine Gefühle Achterhahn fahren. Die Komödie „Achterbahn“ mit Wortwitz und hintergründigen Wahrheiten aufwartend, wurde 2004 in Paris uraufgeführt – mit Alain Delon in der Hauptrolle. Hier ist es Roland Heil/, der als charmanter, schlaksiger Pierre schummelt, was seine berufliche Position angeht.

Während Roland Heitz in Klaus-Dieter Köhlers von groben Überzogenheiten freier Inszenierung bemüht ist, der jungen Frau körperlich näherzukommen, erweist sie sich als harter Brocken. Er ist aufgekratzt, Lina Sophie Weide als Juliette abgeklärt. Dann der Rollenwechsel, den Weide nicht brachial, sondern lein nuanciert hinlegt. … Der Alkohol aus der Hausbar, versteckt in einer Sphinx, (Bühnenbild Elke Ober) tut sein Übriges, dass er zusehends die Orientierung verliert, während ihm Weide in entwaffnender Natürlichkeit die nächste Story von der Auftragsrecherche über Männer mit Ehe-Handicap auftischt. Und als beide Protagonisten in der komischsten Szene des Stückes versuchen, einen gattinnenkompatiblen Tonmitschnitt vom Kennenlernen aufzunehmen, nutzt Juliette die Gelegenheit auszupacken. Auch diese Szene hat Köhler ruhig fließend inszeniert. Das ist gut gemacht, irgendwie ein etwas anderes Boulevardtheater-Stück.
(Petra Noppeney, WN, 11. Juni 2012)

„Achterbahn“ am Boulevard

Roland Heitz in der Rolle des Pierre jongliert mit Wein und Worten, um seiner bürgerlichen Ehe den Anschein einer „offenen Zweierheziehung“ zu geben. während Lina Sophie Weide als Juliette durch ihre Rollenwechsel immer wieder für Überraschung sorgt. Zusammen liefern sie sich einen Schlagabtausch, bei dem Wortwitz und Situationskomik nicht zu kurz kommen.

Wenn die geheimnisvolle Juliette nach der Pause ihre Rollenspiele beendet und anfängt, ihre wahre Identität zu enthüllen, wird es noch mal richtig spannend. Mit einem Happy End kann das von Klaus-Dieter Köhler flott in Szene gesetzte Stück aber trotzdem aufwarten.
(Helmut Jasny, MZ, 11. Juni 2012)

Vom 08. Juni bis 21. Juli 2012 und vom 20. August bis 24. September 2012
www.boulevard-muenster.de

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