Operette in 3 Akten
Uraufführung: 21. Februar 1927 im Deutschen Künstlertheater in Berlin (Deutschland)

Handlung

1. Akt: Im Palast des Zaren in St. Petersburg
Der junge, ängstliche und kontaktscheue Zarewitsch Alexej ist der Thronfolger Russlands. Er duldet keine Frauen in seiner Nähe. So beschliesst der Großfürst ihn durch eine eingeschmuggelte Geliebte, dem Ballettmädchen Sonja, auf die Ehe vorzubereiten. Als Sonja in Uniform vor dem Zarewitsch erscheint, fordert dieser den vermeintlichen Soldaten auf, seinen Rock abzulegen, um ihm vorzuturnen. Sonja gehorcht und zornig sieht der Prinz, dass der Tscherkesse ein Mädchen ist. Doch Sonja weiss ihn zu besänftigen, und sie wollen künftig gute Kameraden bleiben. Vor den Hofleuten aber soll sie als seine Geliebte erscheinen.

2. Akt: Saal im Kronprinzenpalais
Alle am Zarenhof glauben, dass Sonja die Geliebte des Zarewitsch ist und  auch der Grossfürst, sein Onkel, freut sich über die scheinbare Wandlung seines Neffen. So wie er der Welt vorspielt, ist der Zarewitsch aber innerlich nicht geworden, aber eine Veränderung hat sich doch in ihm vollzogen. Aus seiner kameradschaftlichen Zuneigung zu Sonja ist mittlerweile richtige Liebe geworden. Da der Ministerpräsident dem Grossfürsten die Nachricht bringt, dass die Ankunft der künftigen Braut des Zarewitsch zu erwarten sei, beschliesst  dieser die Trennung des Paares und schürt eine Intrige.

3. Akt: Park in einer Villa in Neapel
Die Liebenden sind nach Italien geflohen und Wochen voll Glück sind vergangen. In St. Petersburg hat man aber ihren heimlichen Aufenthaltsort ausfindig gemacht, und der Zarewitsch sieht sich plötzlich seinem Onkel gegenüber, der ihn an seine politischen Pflichten erinnert. Da ereilt alle die Nachricht vom Tode des Zaren. Alexej gehorcht der Staatsräson und die Geliebten trennen sich.

Musiknummern

Es steht ein Soldat am Wolgastrand (Wolgalied)
Allein, wieder allein
Warum hat jeder Frühling, ach, nur einen Mai

 

Menschen von Fleisch und Blut

Immer wieder wird die Operette totgesagt. Was ist eigentlich eine Operette?
 Viele sehen darin heute nur eine Angelegenheit flüchtiger Augenblicks
haltungen. Ich aber meine, dass in der Operette niemals der Zusammen
hang mit dem Menschlichen verloren gehen darf. 
Das Publikum soll, ohne einzuschlafen, diese Operetten hören können. Sie sollen den höchsten Kunstansprüchen gerecht werden, sie sollen die
 Freuden und Schmerzen der Gegenwart ausdrücken und für jeden, der 
mit der Gegenwart innerlich verknüpft ist, etwas bedeuten. Sie sollen die 
natürlichen Empfindungen natürlicher Menschen wiedergeben. Sie sollen
 inneren Anschluss finden. Denn dass jemand das ausspricht, was ihn 
bewegt und bedrückt, ist immer gut und nützlich, wenn es Widerhall im 
Herzen der anderen findet. Wem das zu einfach gesagt ist, der soll es sich
 von dem Psychoanalytiker sagen lassen, wahr ist es trotzdem.
 Ich war von jeher ein Feind dessen, was man Operettenblödsinn nennt. 
Die Gestalten, die da oben auf der Bühne singen und spielen, müssen 
lebendige Menschen sein, Menschen von Fleisch und Blut, die in unserer 
Mitte gelebt haben könnten. Das ist das Geheimnis der Wirkung, die sich
 an das Gefühl wendet und die tiefer, reiner und echter ist als die einer 
bloßen Schau, die vielleicht gewisser Augenblickreize fähig ist, bei den
 Wiederholungen aber nur Langeweile und Überdruss erzeugt.
 Meine Werke zeigen das ganz bewusste Streben, aller Problematik fern,
 auch in der Operette den Sängern die Möglichkeit zu geben, sich richtig
 auszusingen und dem Publikum einen zwar leichten, aber dennoch von 
ethischen Grundgedanken getragenen Unterhaltungsstoff zu bieten, und 
damit einen Stil zu schaffen, der die Operette auf neue künstlerische
 Höhe bringen soll.

Franz Lehär

 

Drei Fragen an Regisseur Klaus-Dieter Köhler

Wann entdeckten Sie Ihre Liebe zur Operette?

Ich hatte von klein auf eine große Liebe zu diesem Genre. Als Kind wollte ich lieber Buffo als Lokomotivführer werden, was auch daran lag, dass mein Vater und mein Großvater selbst Operetten komponiert haben. Als andere meiner Zeitgenossen nur Simon and Garfunkel oder die Beatles gehört haben, habe ich die Schallplatten von Fritz Wunderlich gehört.


Worauf kam es Ihnen bei der Überarbeitung des Librettos an?

Der Text ist erstmal ziemlich raffiniert gebaut, man merkt ihm an, dass die Librettisten ihr Handwerk verstanden haben. Trotzdem wirken heute manche Passagen etwas altbacken, deshalb habe ich ein paar aktuelle Wortspiele und Zitate eingebaut. Und ich habe versucht, den Figuren den einen oder anderen Blickwinkel auf das Leben aus heutiger Sicht zu geben. So sind die beiden Frauen Mascha und Sonja sehr kraftvolle Figuren: modern, progressiv und selbstbewusst, was aber auch schon von den Autoren so angelegt war. Das habe ich noch etwas verstärkt.


Haben Sie noch mehr Parallelen zur Gegenwart entdeckt?

Sehr modern ist auch der Konflikt des jungen Aljoscha mit seinem Vater, des Zaren, der ja selbst nicht auftritt, an dessen Stelle aber der Großfürst agiert. Diesen Vater-Sohn-Konflikt, dieses Aufbegehren, dieses .Ich will nicht dein Geschäft übernehmen, ich will meinen eigenen Weg gehen‘, empfinde ich als sehr modern. Das möchte ich modern erzählen, aber dazu brauche ich keine heutigen Kostüme oder ein modernes Szenario, sondern das versuche ich in die schauspielerische Arbeit zu legen und den Figuren eine große Ehrlichkeit zu geben.

Galerie

Quellen:
Text: www.operetten-lexikon.info
Fotos: © Andreas Hartmann