Comeback nach zweieinhalb Jahren: Ex-Schauspielchef KD Köhler inszeniert in Trier Operette
TRIER. Wenn am kommenden Samstag die Johann-Strauß-Operette „Eine Nacht in Venedig“ im Trierer Theater Premiere feiert, gibt es ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten: Regie führt der langjährige Schauspielchef Klaus-Dieter Köhler. Die Probenarbeiten bringen jede Menge Déja-vu-Erlebnisse.
KD ist wieder da. Noch immer nennt ihn jeder bei seinem Kürzel, noch immer ist er mit fast allen per Du, auch zweieinhalb Jahre nach seinem Abschied aus Trier. Eine Familie hat er inzwischen gegründet, zwei Kinder auf die Welt gesetzt – „da hab‘ ich selbst gestaunt“, lautet sein Kommentar, klassischer Humor Marke Köhler. Neun Jahre hat er am Haus gearbeitet, erst als Dramaturg, dann als Schauspielleiter. Zwei Dutzend Inszenierungen gingen auf seine Kappe, höchst amüsante (meistens Komödien) und eher umstrittene (meistens Klassiker). Das Ensemble mochte den Sohn des großen Dirigenten Siegfried Köhler, nicht nur wegen seines sonnigen Gemüts. Trier hat er nie aus den Augen verloren, auch wenn er als freier Regisseur in Wiesbaden lebt. Anders als sein früherer Chef Lukas Kindermann war er öfter da, hat sich Produktionen angesehen, querbeet durch alle Sparten. Das Theater ist ohnehin seine bevorzugte Freizeit-Beschäftigung, auch wenn er nicht selbst inszeniert. Trotz seiner reichlichen Erfahrung: Die „Nacht in Venedig“ wird seine erste Trierer Musiktheater-Produktion. An Oper und Operette durfte er in der Ära Kindermann nicht ran, im Gegensatz zu Häusern wie Krefeld, die ihm einen „Bettelstudenten“ anvertrauten, dessen „kreativer Pfiff“ von der Kritik gelobt wurde.
Nun erprobt er also seine Kreativität an der Strauß’schen Verwechslungskomödie, die in den Wirrungen des venezianischen Karnevals spielt. Und Köhler wäre nicht Köhler, hätte er die ziemlich verworrene Handlung nicht mit ein paar eigenen Ideen aufgepeppt. Da laufen zwei skurrile Typen durch die Lagunenstadt, die sich als Commissario Brunetti und sein Assistent Vianello entpuppen – geradewegs den Krimis von Donna Leon entsprungen. Es geht turbulent zu auf der Bühne, und bisweilen wirkt es so, als erfände der Regisseur die Handlung während der Probe.
„Mythos Venedig“ erkunden
Das Ensemble darf nach Herzenslust chargieren. In der jungen Truppe entdeckt man plötzlich ein bekanntes Gesicht: Friedhelm Rosendorff, beliebter Bass aus früheren Tagen, kommt zurück an die Mosel, wo er zuletzt vor fünf Jahren zu sehen war. Er führt ein kleines privates Operettentheater in Düsseldorf, erzählt er, „aber wenn Trier ruft, dann sagt man nicht nein“ So wird er den Haus-Bassisten Thomas Schobert in einigen Vorstellungen vertreten. Auch die Veteranen Ernst Saxen und Dieter Oberholz sind mit von der komischen Partie. „Eine Palette Einfälle“ verspricht Köhler, „wenn man mich engagiert, weiß man, was man kriegt“ Man wolle den „Mythos Venedig“ erkunden, ergänzt Dramaturg Peter Larsen. Und nebenbei will man es auch noch schaffen, zu vermeiden, dass der Zuschauer im Masken-Tohuwabohu um echte Adlige und ffalsche Ehefrauen, gehörnte Senatoren und eifersüchtige Pizzabäcker den Überblick verliert. Ein bisschen heiser klingt der Regisseur, womöglich hat er sich bei der Erkältung angesteckt, die unter seinen Akteuren grassiert und manche Probe zum Abenteuer werden lässt. Vielleicht ist es aber auch nur vom Reden. Wer KD Köhler interviewt, braucht nicht viele Fragen vorzubereiten, aber er sollte schnell schreiben können. Der ganze Spaß am Leben und an der Arbeit sprudelt aus dem 47-Jährigen bisweilen nur so heraus. Dass er mit der Operette groß geworden ist, beispielsweise, und dass er auch privat gern die Evergreens von Strauß, Lehar und Co. hört.
Aber das wichtigste Erlebnis dieser Trierer Tage hatte er zwischen den Proben. Da war der notorische Fußball-Fan nämlich bei seiner alten Liebe Eintracht Trier. Als er zum letzten Mal in Trier inszenierte, spielte die Mannschaft noch in der zweiten Liga. Zwei Jahre ohne Köhler auf den Rängen – zwei Abstiege in Folge. Kaum schaute er wieder vorbei, gewann die Eintracht 4:0 gegen Mainz II. „Na, ist das was?“, fragt er fröhlich. Wahrscheinlich mindestens so viel wie eine gelungene Premiere.
Trierischer Volksfreund • Nr. 258
Von unserem Redakteur Dieter Lintz
Foto: Willi Speicher