Theater Alte Werkstatt: Neues Stück „Alles für Mama“ startet am 15. Januar 2015

Drei Brüder wollen ihrer Mama helfen. Weil diese unrechtmäßig entlassen wurde, entführen sie eine schwerreiche Industrielle. Die Söhne riskieren „Alles für Mama“. So lautet der Titel des Stücks von Stefan Vögel, das in der Inszenierung von Klaus-Dieter Köhler am 15. Januar im Theater Alte Werkstatt (TAW) Premiere feiert. Zu sehen ist eine Komödie um soziale Fallstricke.

Auch über Weihnachten wird im TAW kräftig geprobt. Etwa die Szene im dritten Akt, die zum Höhepunkt des Stücks hinführt: die Konfrontation dreier Entführer mit dem Sohn ihres Opfers, den sie überraschenderweise mit Handschellen angekettet in ihrer konspirativen Wohnung vorfinden. Schnell entfaltet sich auf der Bühne der dynamische Konflikt: Schnöselig und anmaßend ist der Gefangene, die Brüder dagegen sind eher von einfachem Gemüt, Möchtegern-Kriminelle, die sich hart geben, tumb denken und dilettantisch handeln. Wenn dann noch die resolute Unternehmerin Frau Papenburg auftaucht, das eigentliche Kidnapping-Opfer, das schnell das Heft in die Hand nimmt, ergibt sich mit gegensätzlichen Figuren und präzisen kleinen Gags eine gewitzte Gemengelage zwischen Ödipus-Komplex und Stockholm-Syndrom.
„Spielt das weniger als ,Tatort‘, mehr als ,Mord mit Aussicht‘, ist eine der Anweisungen von Regisseur Klaus-Dieter Köhler, und: „Gebt mir Ich-versteh’s-nicht-Figuren, aber nicht auf Laurel-und-Hardy-Art!“ Köhler, der erstmals für das TAW inszeniert, hat eine genaue Vision für sein Stück: „Das ist eine Tragikomödie mit starkem sozialem Touch, die Handlung kommt aus der Not der Figuren heraus. Das mag ich daran“, erklärt er.
Der Autor, Stefan Vögel, habe immer so eine spezielle Art, fast schon sozialpolitisches Theater zu machen mit einer starken Prise Humor: „Im Grunde geht  es um das Wegrationalisieren von Arbeitsplätzen im kapitalistischen System und um Luxusrenovierungen, bei denen die Leute unverschuldet ihre Wohnungen verlieren“, erklärt Köhler. Wobei er betont: „Wir spielen ganz klar die Komödie aus“ -“ aber eben nicht als Schenkelklopfer-Schwank. „Im landläufigen Boulevardtheater geht es oft nur um ein Thema: die Liebe. Hier geht es um etwas anderes, um politische Themen in einem Kriminalplot, aber das Genre, das wir bedienen, ist eben die Komödie.“
Klaus-Dieter Köhler ist mit dem Theater aufgewachsen. Sein Vater war Dirigent, seine Mutter Opernsängerin. „Die Liebe zum Theater war sehr früh da“, sagt er. Doch in die Theaterarbeit hineingewachsen ist er in den politisch bewegten 1970er-Jahren, als nicht nur die Stücke, sondern auch die personellen Strukturen am Theater von einer Umbruchszeit kündeten: „Meine erste Regieassistenz in Wiesbaden war bei dem Stück „Die Eindringlinge“, einer politischen Komödie über Flüchtlinge“, erzählt er. „Das Thema wäre heute noch so aktuell wie damals Ende der 70er.“
Der Regisseur hat sich in seiner Arbeit auf Komödien spezialisiert, hat etwa seit den 80ern immer wieder Woody-Allen-Stücke in deutscher Erstaufführung auf die Bühne gebracht, ist ein Verfechter des „guten Boulevardtheaters“, wie es in England oder Frankreich schon lange Tradition ist. Köhler: „Man kann da Politisches einarbeiten, was nicht leicht ist. Man muss aufpassen,  dass  die Figuren nicht in die falsche Richtung kippen, und man muss darauf achten, Leichtigkeit hineinzubringen.“ Ein Stück wie „Alles für Mama“ könne mit minimalen Änderungen im Grunde auch zur Tragödie werden. „Das hat die Dramaturgie eines .Tatorts‘, aber wir machen keine Ulrike-Folkerts-Handlung draus, sondern eher die Münsteraner Variante“, sagt Köhler.
Seit 2008 lehrt er an der Schauspielschule Wiesbaden. Dort war auch Johanna Regenauer eine seiner Studentinnen. Sie ist nun im Vorstand des Theater Alte Werkstatt und hat Köhler nach Frankenthal geholt. „Es ist immer schön zu sehen, was aus den ehemaligen Studenten geworden ist, wenn man sie als Kollegen trifft und mit ihnen arbeitet“, meint Köhler. „Wenn die Studenten dann auch noch wie Johanna Regenauer zur Chefin werden – umso besser!“

Quelle: Kultur Regional, von Harald Mühlbeyer