Mannheim, 04. April 2016. (red/cr) Bei „strahlendem Mond“ soll es im weißen Schlössl spuken. Eine Reporterin will dem auf den Grund gehen und wird in die Welt der Operette hineingezogen. Die TourneeOper Mannheim präsentierte im Schatzkistl kreativ Lieder aus Operetten und Musicals – mit einer durchaus ernsten Botschaft.
Von Christin Rudolph

 

klaus_dieter_koehler_theaterregisseur_beitragsbild_der_geist_der_operette_ist_wieder_frei_1Bei Mondschein soll es spuken im weißen Schlössl am Lunasee – eine tolle Story. Denkt sich zumindest der Chefredakteur vom „Dingsda Morgen“, seine Reporterin Clivia Mariza Blaubart von Obersteiger sieht das allerdings etwas anders.

Spuk findet sie langweilig, unglaublich interessant und wunderschön hingegen den „Strahlenden Mond“. So verwandelt sich die Geschichte schnell in eine Operettenrevue.

Eine Nacht voller Lieder

Kein Wunder, denn verkörpert wird die Reporterin von der Sopranistin Tanja Hamleh. Die Opernsängerin weiß zu jeder Gelegenheit eine Operette oder einen Musical-Song zum Besten zu geben.

Mal ist sie unterwegs „Als flotter Geist“ aus dem „Zigeunerbaron“, mal als „Die Juliska, die Juliska aus Buda-Budapest“ aus „Maske in blau“, mal schwelgt sie in „Erinnerung“ aus dem Musical Cats.

Wahrscheinlich könnte sie jede Arie und jedes Lied mit Anekdoten und Hintergrundinformationen ergänzen – das macht sie aber nur in ausgewählten Fällen. Schließlich will das Publikum wissen, wie die Geschichte vom weißen Schlössl am Lunasee ausgeht.

Quasselnde Reporterin trifft auf schweigsamen Vampir

So auch bei der Vorstellung von „Im weißen Schlössl“ am Freitagabend im Schatzkistl. Der Saal ist nicht voll besetzt, die Sängerin spaziert zwischen den Tischen umher. Zuschauer summen bei den bekannten Liedern mit. Als sich die Reporterin endlich von Mond losreißen kann und sich ins Spukschloss aufmacht, trifft sie dort den Grafen von Lunaburg.

Vor diesem Vampir hat die gestandene Reporterin keine Angst. Allerdings zeigt er auch kein Interesse an ihr – um ein Zimmer für die Nacht zu bekommen muss sie mit gesanglichem Talent überzeugen. Er begleitet sie dabei am Klavier.

Diese komischen Szenen werden allerdings überschattet vom Fluch, der auf dem Schloss und seinen Bewohnern lastet. Der Geist der Operette ist im weißen Schlössl eingesperrt und so daran gehindert, seine Musik in die Welt zu tragen.

klaus_dieter_koehler_theaterregisseur_beitragsbild_der_geist_der_operette_ist_wieder_frei_2Fluch durch Musik überwunden

Unter den Requisiten verschiedener Operetten befinden sich „drei alte Schachteln“ und „Wiener Blut“.

Daher werden immer weniger Operetten aufgeführt und immer mehr geraten in Vergessenheit.

Der Bann kann nur von jemandem gebrochen werden, der Operetten nicht nur liebt, sondern sie von ganzem Herzen singt und nicht verbiegt. Das hat bisher noch kein Schlossgeist geschafft.

Die Reporterin Clivia Mariza Blaubart von Obersteiger jedoch wird ähnlich wie die Balletttänzerin Christine in „Phantom der Oper“ in den Bann der Musik gezogen.

Zu jedem Requisit singt sie mit dem Grafen und verwandelt sich in die Figuren. Sie kennt scheinbar jedes Lied.

Die Musik soll bewahrt werden

Tanja Hamleh verkörpert nebenbei gleich drei Geisterschwestern – sowohl die schauspielerische als auch die gesangliche Leistung beeindrucken.

So bricht sie letztlich den Fluch. Nun ist endgültig klar, dass sie als Sängerin an der Seite des Grafen besser aufgehoben ist als bei einer Zeitung.

Sie geht mit dem Geist der Operette auf Tournee, um die Musik in die Welt zu tragen. Dazu werden auch die Zuschauer aufgefordert. Das Stück von Tanja Hamleh ist allerdings nicht nur eine Geschichte. Es beinhaltet sehr viel Realität.

Denn die Hauptdarstellerin Tanja Hamleh hat 2009 einen Verein gegründet, der genau das macht – die Operettenlieder und Opern zu den Menschen bringen.

klaus_dieter_koehler_theaterregisseur_beitragsbild_der_geist_der_operette_ist_wieder_frei_3Kinderoper für jeden

Der TourneeOper Mannheim e.V. führt Operettenrevuen auf. Allerdings beschränkt man sich nicht auf das erwachsene Publikum, bei dem Operetten vor allem Erinnerungen wecken.

Die TourneeOper hat ein ehrgeiziges Ziel: Jedes Kind soll mindestens einmal eine Oper gesehen haben, unabhängig vom Einkommen der Eltern. Denn man kann sich für nichts begeitern, das man nicht kennt.

Daher ist Gründerin Tanja Hamleh mit der Oper ständig auf Tournee – sie kommt mit ihren Kinderopern in Kindergärten und Grundschulen. Sechs Kinderstücke für die Altersklassen ab drei, ab fünf und ab sieben Jahren sowie ein Stück zum richtigen Umgang mit Feuer gehören zum Repertoire.

So wird Spaß mit Lernen verbunden und das Interesse an klassischem Gesang geweckt.

 

Quelle: https://www.rheinneckarblog.de/04/der-geist-der-operette-ist-wieder-frei/98807.html