Plattform für freies Theater


„Kartenhaus-Ensemble“ gegründet/Premiere „Alles Müll“ am Samstag

WIESBADEN „Kartenhaus-Ensemble“ heißt eine neue Theaterformation, deren Namen dafür steht, dass zunächst einmal Karten verkauft werden sollen für die eigenen Produktionen. Da diese Gründung der beiden Theatermacher Klaus-Dieter Köhler und Halvor Boller eine gerade erst ins Leben gerufene ist, versteht sich das „Kartenhaus“ auch als ein Unternehmen, das freien Schauspieler/innen eine Plattform zum Mitmachen geben will. Einsturzgefahr inbegriffen, ist als Ziel natürlich eine große Runde von „Kartenspielern“ aus der eigenen Zunft gesetzt.
Beide Gründer sind versiert in der Theaterarbeit: Klaus-Dieter Köhler ist von vielen verschiedenen Arbeits-Stationen mittlerweile wieder in Wiesbaden angekommen, wo sich sein Vater, Siegfried Köhler, über viele Jahre hinweg als GMD ins allgemeine Gedächtnis festgeschrieben hat. Hier hat der Sohn auch zum ersten Mal die besondere Luft des Theaters geschnuppert und kann auch nach mehr als 20 Jahren Regie-Erfahrung für Musiktheater und Schauspiel von ihr nicht genug bekommen. Nach neun Jahren als Oberspielleiter am Trierer Theater arbeitet Klaus-Dieter Köhler seit 2004 wieder als freier Regisseur. Im Augenblick inszeniert er in Lahnstein die Zwei-Personen-Komödie „Sechs Tanzstunden in sechs Wochen“, die am Donnerstag im Nassau-Sporkenburger Hof Premiere hat. Für die am Samstag folgende Uraufführung .Alles Müll“ im Guckkasten der Jungen Bühne Schlangenbad braucht’s nur eine Person: Halvor Boller. Der Schauspieler ist Autor und Darsteller des Stückes.

Damit aber nicht genug. Boller spielt alle vier vorkommenden Figuren in Personalunion. Er ist der Philosoph Herbert, dessen Frau Marianne, Nachbar Oscar und Hausmeister Haeberle. Und obwohl auch Boller, neben seiner Betreuung der Kinder- und Jugendgruppe der Jungen Bühne, Erfahrung hat in Eigenproduktion und schauspielerischem Handwerk, ist er dankbar für Köhlers inszenatorische Unterstützung. „So kann ich mich auf die Rolle(n) konzentrieren“, sagt er im Gespräch. Und Köhler: „Ich beobachte, achte auf Bewegungsabläufe, gebe einen Rahmen.“ Die Konzeption stand ja schon, und Boller verkörpere sie sehr „authentisch“. Komödien-, Boulevard- und Revue-Spezialist Köhler legt Wert auf „leichte Wirkung“ -für ein Stück, das mit seinem Titel „Alles Müll“ genau das Gegenteil einsammeln will: Antworten auf die Frage, was denn wertzuschätzen sei. Diese Produktion könnte auch auf Tour gehen.
Jedenfalls steht sie im Angebot des „Kartenhaus-Ensembles“, das offen ist für ein zu bildendes Repertoire an Theater- und Musikstücken. Beide Gründer wissen: „Freie Produktionen haben es schwer“ (Köhler), insbesondere, wenn „sie Seele haben“ (Boller).

Quellen:
Wiesbadener Kurier, 27.05.2008
Text: Viola Bolduan
Foto: wita/Stotz