Maria kämpft mit allen Mitteln

Ostend (jf) – „Was machst du denn da oben? Bist du jetzt total verrückt geworden? Komm da runter!“ Die schwarze, mit spärlichen Requisiten ausgestattete Bühne des Kulturhauses am Zoo ist zum Berg Golgatha geworden. Im Stück „Schädelstätte oder die Bekehrung der heiligen Maria“ steht Maria hinter einem Absperrband und wendet sich an ihren Sohn Jesus der ans Kreuz genagelt wurde.
Noch steckt Leben in ihm, noch ist er fähig, Maria, die ziemlich wütend ist, zu antworten. Allerdings unverständlich für das Publikum, das nur aus den Entgegnungen der Mutter erahnt, was der Sohn sagen könnte.

Das Ein-Personen-Stück von Andreas Erdmann wird vom Ensemble Freies Boulevard Frankfurt auf die Bühne gebracht, auf der Ute Büttner schreit, fleht, schimpft, bittet – es sind die irdischen Sorgen einer Mutter um ihr Kind. Maria hat am Anfang noch jede Menge Vorwürfe parat: „Große Reden halten, im Tempel randalieren… wofür das nun alles, da hätte ich dich nicht erst bekommen müssen. Ich hätte nicht mit deinem Vater nach Ägypten fliehen müssen. Natürlich ist der Mann dein Vater. Es stimmt also, dass du herumläufst und den Leuten sagst, du wärest Gottes Sohn – dass du dich nicht schämst!“ Ihre vorwurfsvolle Haltung ändert sich im Laufe des Stücks. Am Ende kann sie trotz aller Anstrengungen das Leben ihres Sohnes nicht retten und die römischen Soldaten nur noch darum bitten, ihn nach seinem Tod noch einmal in die Arme nehmen zu dürfen.

Ute Büttner, die das Stück selbst ausgewählt hat, bewältigt diesen Monolog bravourös mit vokalem und körperlichem Einsatz, spielt die leidende Mutter einmal empört, dann wieder einsichtsvoll, kaut auf den Nägeln, sucht Geld unter der Kleidung hervor, rennt verzweifelt von Pontius zu Pilatus (hinter der Bühne), fällt auf die Knie und betet ein abgewandeltes Vaterunser. „Am schwierigsten ist der Dialog ohne den Gegenspieler“, sagt Büttner im Anschluss.

Das Stück ist absurd, skurril, komisch, witzig, überraschend; es vermischt die biblische Geschichte mit Gegenwärtigem, ein paar Sätze auf Hessisch fließen ebenfalls mit ein und werden vom Publikum mit besonderen Lachern bedacht.

Das Stück ist im Kulturhaus am Zoo/Katakombe in der Pfingstweidstraße 2 wieder am 19.03.2016 zu sehen.

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