• klaus dieter köhler, theaterregisseur, zwei wie wir

Zwei wie wir

von Norman Forster
deutsch von Ursula Grützmacher-Tabori

Ausstattung: Tommi Brehm
Dramaturgie: Gregor Michael Schober

Premiere am 13. August 2022

 

Rudy und Nora treffen sich nach fast vier Jahren zufällig in einem Restaurant. Sie waren mal ein Paar! Das Wiedersehen ist Freude und Erinnerung zugleich. Norm Foster, Kanadas erfolgreichster und meistgespielter Komödienautor, schickt die beiden in Rückblicken durch die Höhen und Tiefen ihrer Beziehung. Das Restaurant verwandelt sich in den Blumenladen – den Ort, an dem sie sich einst kennenlernten –, in das Baseballstadion – wo sie ihr erstes, eher verunglücktes Date hatten –, in die Terrasse – auf welche sich die Frischvermählten vor dem Hochzeitstrubel flüchteten – usw.

Mit viel Humor, einem feinen Gespür für Zwischentöne und genauer Beobachtung der kleinen Situationen, in denen sich alles offenbart, zeichnet Foster die Liebe der beiden.

Ein Stück so berührend wie komisch und doch auch ganz einfach. Unter der Regie von Klaus-Dieter Köhler soll eine fotoalbummäßige Retrospektive entstehen, die das Publikum immer wieder zum Schmunzeln und zum Lachen bringt. Ob die beiden Ex-Eheleute am Ende wieder zusammenfinden, lässt der Schluss offen. Doch der Zuschauer ahnt: Da geht wieder was.

Ein kanadischer Kritiker empfahl nach der Uraufführung:
„Das perfekte Theaterstück für das erste Date.“

Sicherlich ein Highlight dieser Theaterspielzeit.

 


Kritik

Premiere von ,,Zwei wie wir“ bei den Kammerspielen Wiesbaden

Mit viel Humor und skurriler Romantik überzeugen Gregor Michael Schober und Katharina von Harsdorf in dem Stück von Norm Foster.

Von Claudia Kroll-Kubin

WIESBADEN – Mit tosendem Applaus quittierte das Publikum am Samstagabend die ausverkaufte Premiere von „,Zwei wie wir“, ein facettenreich-humoreskes Zwei-Personen-Stück des kanadischen Dramatikers Norm Foster, das Katharina von Harsdorf und Gregor Michael Schober für die Kammerspiele Wiesbaden auf die Bühne brachten. Wobei sie die durchweg skurril-romantische Komödie um eine einst gescheiterte Liebe und ein unverhofftes Wiedersehen mit herzerfrischendem Gespür für Zwischentöne einfach wunderbar garnierten und mit einer Extraportion Woody-Allen-Touch unterstrichen. Gleich zu Beginn wird das Publikum, unter der Regie von Klaus-Dieter Köhler, von der Szenerie des Bühnenbildes in eine fotoalbummäßige Retrospektive abgeholt und in Rückblicke auf Rudys und Noras gemeinsame Vergangenheit mitgenommen: das Kennenlernen im Blumenladen, das erste Date im Baseballstadion, den ersten Kuss in der Achterbahn und in all die Höhen und Tiefen der letztlich gescheiterten Beziehung und Ehe der beiden. Die Beziehung eines seit vier Jahren geschiedenen Paares, das sich in einem Restaurant zufällig wiedertrifft.

Im Stück lassen die beiden Geschiedenen ihre gemeinsame Vergangenheit noch einmal Revue passieren, dabei wandelt sich das Restaurant zum Szenenbild der jeweiligen Erinnerung. Eine Vergangenheit, die geprägt ist von der köstlich-humoresken Ungleichheit des Paares, was Katharina von Harsdorf und Gregor Michael Schober leidenschaftlich und mit viel Wortwitz in all der Szenerie ausspielen und beim Publikum für beherzte Schenkelklopfer und beste Unterhaltung sorgen. Nora ist Managerin, Rudy ist Maler, kein Kunstmaler, wie Nora noch beim ersten Date annimmt, sondern Anstreicher. Er liebt Baseball, sie klassische Musik und stammt aus einer wohlhabenden Familie, er ist Sohn eines Gemüsehändlers. Eine Ungleichheit, die aber trotzdem
und vielleicht auch gerade deshalb anzieht, Funken nur so sprühen lässt. Was die beiden Schauspieler herrlich mimen, wie etwa auch beim ersten Date im Baseballstadion, das Rudy als ideal für ein erstes Date ausgeguckt hat, da man in der Atmosphäre schön locker werden kann, oder sich eben aufs Spiel konzentriert, sollt man sich nichts zu sagen haben. Ein Kennenlernen in bester Woody-Allen-Manier, das dann auch tatsächlich eine Fortsetzung hat, selbst als Nora in der Spielpause auf ein „Hotdog nur mit spanischen Zwiebeln und wenn es geht, nur die echten“ besteht und Rudy sich doch irgendwie schon sehr mit einer komplett anderen Welt konfrontiert sieht – in der Noras Vater jedoch auch schonmal einen Kloß beim Essen wirft, wenn ihm der Partner der Tochter nicht zusagt.

Insgesamt herrlich inszeniert ist dann auch all das skurril-romantische Spiel zwischen Nähe und Distanz, Kopf oder Herz, das Durchqueren von Beziehungsdenken, von dem die beiden hin und hergeworfen werden und die Dosis von Rudy und seinem Drängeln mit dem Abstand halten von Nora nur so jongliert. Letzten Endes wird alles getragen von der Frage, ob es eine zweite Chance für die beiden geben wird, der Zuschauer und wohl auch Woody Allen jedoch ahnt – da geht wieder was.