• Klaus-Dieter Köhler, Theaterregisseur Wiesbaden

Barney Cashmans erotische Erfahrungen beschränken sich nahezu ausschließlich auf eine Ehe mit seiner Highschool-Freundin Helma. Jetzt möchte der 47jährige Familienvater endlich seinen Horizont erweitern, um einmal im Leben etwas Aufregendes zu erleben. Doch das ist leichter gesagt als getan! Möglicherweise ist der Schauplatz der von ihm geplanten Seitensprünge ungünstig gewählt (die Wohnung seiner Mutter).
Möglicherweise liegt es aber auch an Barneys zugegebenermaßen unglücklicher Damenwahl, dass er nicht so recht zum Zuge kommt. Jedenfalls erleben die Zuschauer einen linkischen Verführungsversuch nach dem anderen und amüsieren sich prächtig, wenn sich Barney als allerletzter der feurigen Liebhaber erweist. Neil Simons viel gespieltes, intelligentes Stück begeistert durch aberwitzige Dialoge, Situationskomik und genau jene Prise menschlicher Tragik, die eine wirklich gute Komödie ausmacht.

Ein furioses Stück Entertainment auf höchstem Niveau, das die Zuschauer allerorts zu Begeisterungsstürmen hinreißt. Die gefeierte Broadwaykomödie überzeugt mit sensationellem Witz, Slapstick, Erotik, brillanten Dialogen und absolut verrückten Situationen. Erleben Sie erstklassige Schauspieler unter der Regie von Klaus-Dieter Köhler („Traumfrau verzweifelt gesucht“, „Gatte Gegrillt“, „Offene Zweierbezuehung“ u.a) in einer Bombenkomödie.

PREMIERE AM 27.04.2019, 20:00 UHR
KAMMERSPIELE WIESBADEN

Quelle: Kammerspiele Wiesbaden

 


 

Kritik

„Der letzte der feurigen Liebhaber“ in den Kammerspielen Wiesbaden

Von Julia Anderton

WIESBADEN – Mit 16 Jahren funkte es auf dem Schulhof heftig zwischen Barney und Helma. Fast 40 Ehejahre und drei Kinder später packt den kreuzbraven Gatten urplötzlich die Mildlife-Crisis: Einen Nachmittag lang will der Besitzer eines Fisch-Lokals aus seinem „netten“ Leben ausbrechen, um es durch eine heiße Affäre „großartig“ werden zu lassen. Also bestellt er einen willigen weiblichen Restaurant-Gast in das Appartement seiner Mutter, das er während ihrer berufsbedingten Abwesenheit zum geheimen Liebesnest erkoren hat. Als ebenso unglücklich wie die Wahl dieses altbackenen Schauplatzes mit geblümten Ausziehsofa und furchtbar dünnen Wänden erweist sich sein Händchen in Bezug auf die Kandidatinnen. Dass er trotz strategischer Planung nicht zum Zug kommt, liegt dennoch weniger an der selbstbewussten Kettenraucherin Elaine, die ihm so lieber direkt an die Wäsche gehen würde als seinem Gefasel von gegenseitigem Respekt und menschlicher Verbundenheit zu lauschen. Da richtet es auch Barneys poetische Ader nicht mehr, denn von dem grenzwertigen Gesäusel hat die mondäne Blondine schnell genug: „Wenn Du Romantik suchst, schnapp‘ Dir eine Gitarre und geh nach Spanien!“, lautet die zum Abschied gefauchte Empfehlung. Auf Elaine folgt die aufreizende, aber durchgeknallte Nachtclubsängerin Bobbi, die der Mittfünfziger im Park aufgelesen hat – und obschon er seine Lektion durch Elaine gelernt hat und sich diesmal tüchtig ins Zeug legt, bleibt der gemeinsame Joint-Genuss der einzige Höhepunkt des Abends. Und auch mit Jeannette wird‘s nichts, denn die depressive Enddreißigerin klammert sich lieber an ihre Handtasche als an Barney und sorgt so immerhin dafür, dass dieser sich schlussendlich wieder seiner Ehefrau annähert… Das turbulente Lustspiel „Der letzte der feurigen Liebhaber“ mit bravourös spitzzüngigen Dialogen von Broadway- und Kino-Autor Neil Simon (er schrieb unter anderem die Erfolge „Ein seltsames Paar“ und „Sonny Boys“) fügt sich wunderbar in die Riege der liebevoll-skurrilen Beziehungskomödien ein, die ein Markenzeichen der Kammerspiele Wiesbaden darstellen. Regisseur Klaus-Dieter Köhler besitzt zweifellos ein Händchen, Screwball-Juwelen, die vor Wortwitz und zwischenmenschlichen Absurditäten nur so sprudeln, treffsicher auszubuddeln und pointiert zu inszenieren – auch diesmal wieder raffiniert mit passenden Songeinspielungen aus dem Evergreen-Bauchladen gespickt. Verlassen kann er sich in seiner jüngsten Premiere auf einen Hauptdarsteller, der den verhinderten Westentaschen-Casanova keineswegs der Lächerlichkeit preisgibt, sondern ihn ungemein sympathisch spielt: Neven Nöthigs biederer Barney im braven blauen Anzug möchte halt so gerne mal wild sein und ist doch stets in erster Linie darum bemüht, dass Mutti bloß nichts von der zweckentfremdeten Wohnung mitbekommt und sich bitte niemand von seinen sexuellen Avancen irritiert fühlt. Seine Bühnen-Partnerin Svenja Kareen Assmann aber ist es, die den Abend eindeutig zum Erfolg macht: Sie verkörpert alle Möchtegern-Gespielinnen und beweist durch ihre prägnante Figurenzeichnung einmal mehr ihre enorme Wandlungsfähigkeit. Langer Applaus nach zwei Stunden guter Laune.

 

Quelle: wiesbadener-kurier.de

 


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